Di–So 11:00–18:00

Hasemauer 1, Osnabrück

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Walhalla to Birkenau

25.06.22 – 16.10.22

Ausstellung

Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst (Forum DCCA)

Das Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst (Forum DCCA) beschäftigt sich mit den politischen Gefahren für die Kunst. Es fördert die Auseinandersetzung mit Themen, die in einer offenen Gesellschaft wichtig sind. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit wiederkehrendem Rassismus und Antisemitismus. [Rassismus bedeutet: Jemand glaubt: Menschen haben verschiedene Rassen. Manche Rassen sind mehr wert als andere. Rassist:innen glauben immer: Ihre eigene Rasse ist am meisten wert.][Antisemitismus sind Vorurteile, Hass und Feindschaft gegenüber Jüdinnen und Juden.] Aus diesem Blickwinkel setzt sich das Forum mit romantischen Bewegungen auseinander. Und mit den völkischen Denkweisen zur Zeit der Romantik. Völkisch ist ein rassistischer Begriff. Er bedeutet: Ein Volk ist mehr wert als andere Völker. In der Zeit der Romantik wurde der Begriff häufig verwendet. Er war Teil der Alltagssprache.

In der Ruine werden zwei neue Video-Arbeiten gezeigt. Sie beschäftigen sich mit den Themen Romantik, Antisemitismus und der Ablehnung der Moderne. [Als Moderne werden gesellschaftliche Veränderungen ab dem 18. Jahrhunderts bezeichnet. Die Moderne steht für Demokratie und die Freiheit aller Menschen.] Wie hängen diese Themen zusammen? Wie wirken sie auf uns? Wie war das in der Vergangenheit? Und wie ist es heute?

In den Video-Arbeiten werden zwei Erzählungen gegenübergestellt. Der erste Film wurden an drei verschiedenen Orten gedreht. Sie stehen für die Mystifizierung der sogenannten Kulturnation Deutschland. [Mystifizierung bedeutet: Etwas wird schöner weitererzählt, als es in der Vergangenheit war.] Manche Orte waren in der deutschen Romantik besonders wichtig: Die Walhalla im Donautal, das Bayreuther Ruinentheater oder die Pfaueninsel in Berlin. Diese Orte kann man im Video sehen. Zusammen mit wiederkehrenden Bildern der Romantik aus dem Computerspiel Elden Ring. Das Forum hat auch einen Liedtext geschrieben. Diesen singt die Künstlerin Verena Dengler im Bayreuther Ruinentheater. In dem Lied geht es um ein antisemitisches Theaterstück, das der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan selbst geschrieben hat. Im zweiten Film sieht man Aufnahmen auf dem Gelände der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Die Zeit der Romantik war den Nationalsozialisten sehr wichtig. Viele der Ideen der Romantik haben sie in ihre Ideologie übernommen. [Ideologie bedeutet: Welche Werte haben Menschen? Wie schauen sie auf die Welt?] Das Forum sagt: Es gab wichtige Vertreter der Romantik. Zum Beispiel den Komponisten Richard Wagner. Er und andere wollten eine deutsche Kultur ohne Juden. Er wollte, dass die Juden aufhörten Juden zu sein. Die Nazis haben Personen wie Richard Wagner verehrt. Die Nazis verehrten diese Vorstellung einer reinen Kultur. Ihre Tötungslager sind die ein Ergebnis dieser Vorstellung.

Zur Ausstellung gibt es am 15. Oktober 2022 einen Thementag mit dem Titel Frieden in Anführungszeichen Programm – Frieden in Anführungszeichen. Die Veranstaltung wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung.

Das Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst (DE) wird von den Künstlern Fabian Bechtle und Leon Kahane geleitet. Es wurde 2018 als ein Projekt der Amadeu Antonio Stiftung gegründet. Zuletzt initiierte das Forum DCCA die Reihe „Kontinuitäten des Antisemitismus“ an der Volksbühne Berlin (2020/21), kooperierte mit Hito Steyerl für ihre Ausstellung in der Kunstsammlung NRW, K21 und entwickelten eine Arbeit zu Antimodernen Kontinuitäten für die Weserburg Museum für Moderne Kunst Bremen (beide 2020). Die Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück wird die erste institutionelle Einzelausstellung des Forums DCCA sein.

Mit freundlicher Unterstützung durch die Kulturstiftung des Bundes, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Bundeszentrale für politische Bildung, die VR Stiftung und die Freund:innen der Kunsthalle Osnabrück.