Di – So    11:00 – 18:00

Hasemauer 1, Osnabrück

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Computer Says No

29.11.25 – 22.02.26

Ausstellung Kirche

!Medien­gruppe Bitnik

Carmen Weisskopf und Domagoj Smoljo sind zusammen das Künstler:innenduo !Mediengruppe Bitnik. In ihrer Kunst beschäftigen sie sich mit Medien, vor allem mit digitalen Medien. Sie benutzen Computer und Internet in ihrer künstlerischen Arbeit. Dabei machen sie Verborgenes sichtbar. Etwa Antworten auf Fragen wie: Wer hat Kontrolle und Macht im Internet? Auch Themen unseres Zusammenlebens sind oft Teil ihrer Kunst.

Für ihre Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück hat sich !Mediengruppe Bitnik damit beschäftigt: Welche Probleme gibt es, wenn Computertechnik für politische Zwecke missbraucht wird? Oder auch persönliche Lebensbereiche wie Religion mit Hilfe von Computertechnik ausgenutzt werden. Dabei beziehen sie sich auf den Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI). Im Moment glauben viele Menschen: Die KI wird in Zukunft all unsere Probleme lösen können. Aber KI ist auch ein Instrument der Macht. Mit KI kann man Informationen steuern und Kontrolle ausüben. !Mediengruppe Bitnik sieht darin eine Gefahr. Sie nennen es Tech-Faschismus.
Damit ist gemeint: Wenige Menschen können mithilfe von Computertechnik Macht übernehmen und andere Menschen kontrollieren und steuern. Sie können Ideen von Gewalt verbreiten, die die Demokratie bedrohen. Besonders gefährlich wird es, wenn Staat und Tech-Industrie zusammenkommen. Zum Beispiel bei der Ernennung von Elon Musk als Berater von US-Präsident Donald Trump. Er besitzt eine Technik-Firma und ist einer der reichsten Menschen der Welt. Durch seine Position als Berater konnte er Einfluss auf die Politik nehmen. Und er konnte die Daten von Millionen Menschen für sich nutzen.

!Mediengruppe Bitnik stellt also die Frage: Wie können wir uns vor dieser Art von Einfluss schützen? Was können wir gegen Tech-Faschismus tun? Sie haben sich Anleitungen überlegt, die als Gegenwehr helfen können. Für diese Anleitungen gab es eine Vorlage.  Der US-amerikanische Geheimdienst hat 1944 das „Simple Sabotage Field Manual“ [Deutsch: Handbuch zur einfachen Sabotage] geschrieben. Das „Simple Sabotage Field Manual“ enthielt Anleitungen zur Störung und Behinderung von Diktaturen im 2. Weltkrieg.

Das „Simple Sabotage Field Manual“ ist mehr als 80 Jahre alt. Aber jetzt wird es gerade wieder viel gelesen. Im Frühjahr 2025 trat Donald Trump seine zweite Amtszeit an. Seitdem wurde das Handbuch sehr oft heruntergeladen. Mehr als alle anderen Texte staatlicher Behörden der USA. !Mediengruppe Bitnik haben das „Simple Sabotage Field Manual“ in die Gegenwart übersetzt. Sie fragen: Wie könnte ich heute auf diese Art Widerstand leisten? Wie kann ich es mithilfe von Technik tun?

Die Künstler:innen haben dazu für das Kirchenschiff der Kunsthalle Osnabrück eine Installation geschaffen. [Eine Installation ist ein Kunstwerk im Raum.] Die Installation versetzt uns in eine technische Welt aus künstlichem Licht, Neon-Leuchtschrift, Geräuschen und verschiedenen Video-Arbeiten. Die Arbeiten stehen im Gegensatz zum gotischen Kirchenschiff der Kunsthalle. Früher wurde dieser Ort für Predigten genutzt. In der Ausstellung predigt dort jetzt eine KI. Sie heißt „Qwen Stefani“ und erinnert an die Sängerin Gwen Stefani. In den 1990er Jahren war sie Sängerin der Band No Doubt. Als Kunstfigur „Qwen Stefani“ beseelt die KI die Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück und predigt für eine solidarische, demokratische Welt.

Ein großer Dank gilt Anna Engelhardt, Aram Bartholl, Ben Grosser, Benjamin Gaulon, Brad Downey, Caroline Sinders, Class for Networked Materiality AdBK Nürnberg, Constant Dullaart, Daniel Felstead, Danja Vasiliev, Darsha Hewitt, Dasha Ilina, DISNOVATION.ORG, Esben Holk, Evan Roth, Fabiola Larios Fragmentin, Igor Štromajer, IOCOSE, Jonas Lund, Kathrin Hunze, Kunsthalle Osnabrück, Lauren Lee McCarthy, Marc Dusseiller, Mario Santamaria, Moises Sanabria, Nadja Buttendorf, Nestor Siré, Paul Feigelfeld, Philipp Meier, S()fia Braga, Sam Lavigne, Sara Bezovšek, Silvia Dal Dosso, Silvio Lorusso, Simon Weckert, Socrates Stamatatos, Super Dakota, Tega Brain und Valentina Tanni für ihre Videobeiträge in der künstlerischen Arbeit „Doomscroll Against Techfascism #sabotagemanual #AI #techtok #qwenstefani“, 2025.

!Mediengruppe Bitnik sind Carmen Weisskopf (CH) und Domagoj Smoljo (HRV). Sie leben und arbeiten in Berlin. Einzelausstellungen waren zuletzt zu sehen im Aksioma - Institute for Contemporary Art Ljubljana (2024), der Super Dakota Gallery, LISTE Art Fair in Basel (2021), LOAF, Kyoto 2020 und der Annka Kultys Gallery, London (2017). Die letzten Gruppenausstellungen waren u.a. im Malta Society of Arts (Basement Vaults), Valletta, Grainger Market, Newcastle, dem Super Dakota, Brüssel, dem Art Museum Graubuenden, Chur oder der Galerie der Stadt Sindelfingen (alle 2024). Sie haben ihre Werke bei Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Veranstaltungen vorgestellt, darunter: ICA London, CCCB Barcelona, HOPE New York, Lentos Museum Linz, Kunsthalle Zürich, Videonale Bonn und FILE Sao Paulo. Sie sind Preisträger:innen des Swiss Art Award, PAX Art Award, Prix de la Société des Arts Genève, Migros New Media Jubilee Award, Golden Cube Dokfest Kassel, und erhielten eine Ehrenerwähnung beim Prix Ars Electronica.

Die Ausstellung wird gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Stiftung Niedersachsen, die Egerland Stiftung und Pro Helvetia.