Das Symposium kann live über den Instagram-Kanal von SCCA Tamale verfolgt werden.
Vom 8. Juli bis zum 1. Oktober hat der Künstler Ibrahim Mahama das frühere Galeria Kaufhof-Gebäude in der Osnabrücker Innenstadt mit Stoffen verhüllt. Die Hülle bestand aus verschiedenen Materialien: aus Streifengewebe-Stoffen, aus in Ghana gesammelten Gewändern, genannt Batakaris, und aus Jutesäcken. Die Gebäudeverhüllung war der erste Teil des Forschungs- und Ausstellungsprojektes TRANSFER(S).
Vom 28. November bis zum 1. Dezember findet der zweite Teil von TRANSFER(S) statt. Der zweite Teil ist ein Symposium [Symposium ist ein anderes Wort für ein Treffen oder eine Konferenz.]. Das Symposium hat den Titel TRANSFER(S): From Osnabrück to Tamale [Deutsch: TRANSFER(S): Von Osnabrück nach Tamale]. Es findet im Savannah Centre for Contemporary Art (SCCA) und anderen Institutionen in Tamale in Ghana statt. [Institution ist ein anderes Wort für Einrichtung. Ein Museum ist eine Institution. Oder ein Konzerthaus.]
Bei dem Symposium gibt es verschiedene Veranstaltungen: Gespräche, Vorträge, Workshops, Ausstellungen, Performances [Statt Performance kann man auch Bühnenkunst oder Aktionskunst sagen] und Live-Musik. Wissenschaftler:innen, Weber:innen, Musiker:innen, , Künstler:innen und Kurator:innen werden dort über TRANSFER(S) sprechen.
TRANSFER(S) untersucht die vielen Handelswege zwischen Mitteleuropa und Westafrika, früher und heute. Osnabrück war lange eine der wichtigsten Regionen Westfalens, in denen Stoffe hergestellt wurden. Osnabrück war unter anderem bekannt für Leinengewebe. Der Stoff wurde in Osnabrück schon sehr lange hergestellt. Dieses Leinen wurde unter anderem zur Herstellung von Kleidung für Zwangsarbeiter:innen auf den Plantagen der Westindischen Inseln verwendet. [Eine Plantage ist ein großer Betrieb mit vielen Feldern. Auf Plantagen werden Dinge angebaut wie Reis, Tabak oder Tee.] Der Leinenstoff diente auch als Tauschmittel für Gefangene aus den Küstengebieten Afrikas. Darüber wird in dem Symposium gesprochen.
Wir fragen: Welche Folgen hat dieser koloniale Handel von Stoffen früher und heute? Welchen Einfluss hatte er auf Bildung, Religion, Wirtschaft und Kultur in den Küstengebieten Afrikas? [Kolonialismus bedeutet: Viele Länder in Europa dachten früher: Ihre Bewohner:innen sind mehr wert als die Bewohner:innen anderer Länder. Zum Beispiel in Ländern auf dem Kontinent Afrika. Darum haben sie das Recht, diese Länder zu erobern, die Menschen zu unterdrücken und zu ermorden. Sie haben über die Politik in diesen Ländern bestimmt. Und sie haben viele Dinge aus diesen Ländern gestohlen. Zum Beispiel Kunst. Gewürze. Rohstoffe. Oder Drogen. Die europäischen Länder fanden: All das ist ihr Recht. Sie können die Menschen in den Kolonien als Sklaven für sich arbeiten lassen. Sie haben die Macht über sie.]
Bei dem Symposium reden wir auch über den Westfälischen Frieden. Vor 375 Jahren wurde der Westfälische Friede in der Stadt Münster und Osnabrück geschlossen. Der Westfälische Friede hat mit 2 Friedensverträgen den 30-jährigen Krieg beendet. TRANSFER(S) wurde zu diesem Jubiläum veranstaltet. Wir fragen in dem Symposium: Was hat der Westfälische Friede mit Kolonialismus zu tun? Hat der Westfälische Friede allen Menschen Frieden gebracht? Auch außerhalb von Europa?
Mehr Informationen zu TRANSFER(S) findest du auf der wachsenden Projekt-Website HIER. Dort laufen die Ergebnisse des Symposiums zusammen.
An dem Talk von Prof. Klaus Weber und Dr. Thorsten Heese am 30. November um 14:30 (CET) kannst du über die Plattform Zoom HIER teilnehmen.
Meeting ID: 880 1493 3895
Passcode: 363572
TRANSFER(S) wird von Kwasi Ohene-Ayeh und Bettina Klein ko-kuratiert.
Lokale Partner: SCCA Tamale, Red Clay und Nkrumah Voli-Ni (alle drei Institutionen wurden von Ibrahim Mahama gegründet) und blaxTARLINES KUMASI.
Als Wissenschaftler:innen, Weber:innen, Musiker:innen, Künstler:innen und Kurator:innen dabei sind:
ist Professorin für Afrika- und Geschlechterstudien am Institut für Afrikastudien der Universität von Ghana. Zu ihren Interessengebieten gehören afrikanische Wissenssysteme („dekolonisierendes“ Wissen und Praxis), Hochschulbildung, Identitätspolitik, Geschlechterbeziehungen, Männlichkeit und Populärkultur. Sie bezeichnet sich selbst als aktivistische Wissenschaftlerin. Ihre Arbeit ist geprägt von ihrem Engagement für soziale Gerechtigkeit. Derzeit ist sie Wangari Maathai-Gastprofessorin an der Universität Kassel.
(PhD) ist Künstler, Autor, Kurator und Pädagoge. Er lebt und arbeitet in Tema/Accra/Kumasi in Ghana. In seinen multidisziplinären, partizipativen Installationen und performativen Pseudo-Ritualen untersucht Bernard Akoi-Jackson durch Bewegung und objektorientierte Situationen sowie anhand einer humoristischen Umkehrung von Sprache, alltägliche Interaktionen und Gesten als Überbleibsel kolonialer Begegnungen wie beispielsweise bürokratische Rituale.
ist Forscherin, Redakteurin und Kuratorin und lebt in Dakar und Berlin. Sie ist die Gründerin und künstlerische Leiterin von Archive, einer gemeinnützigen Organisation, die von Berlin, Dakar und Mailand aus arbeitet. Sie ist Verlagsleiterin von Archive Books und Chefredakteurin des Archive Journals. Chiara Figone ist Professorin für Verlagswesen und Kunstpublikationen an der Nuova Accademia di Belle Arti - NABA, Mailand.
ist Webkünstler im Bereich Textildesign und –praxis. Er ist Lehrbeauftragter an der Kwame Nkrumah University of Science and Technology ( KNUST ) sowie an anderen Hochschulen und vermittelt Studierenden Kenntnisse in der traditionellen ghanaischen Weberei, der Gobelinweberei und der Breitweberei vermittelt. Isaac Gyasi verbindet traditionelle ghanaische Weberei (Kente, Kete, Fugu) und deren lokale Technologien mit zeitgenössischen Webtechnologien. So überführt er verlorenes und unbekanntes ghanaisches Kulturerbe in zeitgenössische Formen.
ist Co-Direktor und Kurator für Orts- und Kulturgeschichte am Museumsquartier Osnabrück. Außerdem ist er Lehrbeauftragter für Museologische Didaktik und Museumspädagogik an der Universität Osnabrück. Seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Editionen befassen sich mit Museologie, Geschichtsdidaktik sowie mit der Geschichte des Kolonialismus, der Migration und des Nationalsozialismus. Seine letzte Publikation schlägt Glokalgeschichte als Ausstellungskonzept und Perspektive zur Dekolonisierung historischer Museen und Ausstellungen vor.
ist Künstlerin und hat einen Bachelor of Fine Arts von der Kwame Nkrumah University of Science and Technology. In ihrer multidisziplinären Praxis verwebt sie Körper, Race, Sexualität mit fiktiven Geschichten von Objekten mit hybriden Lebensformen. Das Ergebnis ist eine tentakelhafte Dekonstruktion des weiblichen Körpers, einschließlich ihres eigenen, der zu einem Ort wird, von dem ausgehend viele Gespräche geführt werden können. Sie gewann den begehrten First Merit Award im Barclays L’atelier Art Wettbewerb in Südafrika und wurde 2022 mit dem Yaa Asantewaa Art Prize ausgezeichnet.
ist Kunsthistorikerin, unabhängige Kuratorin und Autorin und lebt in Berlin. Sie hat einen M.A. in Kunstgeschichte und französischer Literatur (Freie Universität Berlin). Von 2013 bis 2018 war sie Leiterin des Bereichs Bildende Kunst im Artists-in-Berlin Programm des DAAD. Sie war Kuratorin am Centre Européen d’Actions Artistiques Contemporaines in Strasbourg, Frankreich (2009-2012) und Dozentin an der weißensee kunsthochschule berlin (2011-2012). Sie hat zahlreiche Ausstellungen sowie Projekte im öffentlichen Raum kuratiert.
ist ein loser Zusammenschluss von Musiker:innen aus Kumasi, Ghana. Für Koliko ist Musik ein egalitäres Mittel zur Unterhaltung und für die Seele, das allen, unabhängig von Alter, Klasse, Geschlecht oder Herkunft, zugänglich sein sollte. Inspiriert von Afrobeat-Bands wie Osibisa und Ohia Bɛ Yɛ Ya von Kwame Yeboah, bedient sich Koliko in ihrem kosmopolitischen Sound der lokalen Highlife-Musik, des Jazz, Soul und Calypso.
ist Künstler und lebt und arbeitet in Accra, Kumasi und Tamale in Ghana. In seiner politisch geprägten Praxis erforscht er Themen wie die Widersprüche der wirtschaftlichen Globalisierung, Arbeitsbeziehungen und die Schaffung einer inklusiven, nachhaltigen Infrastruktur unter Bedingungen der Hoffnungslosigkeit. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt, darunter die 35. Bienal de São Paulo (2023), die Sharjah Biennale 15 (2023) und die 56. und 58. Biennale di Venezia (2015, 2019). Mahama ist künstlerischer Leiter der 35. Biennale für grafische Künste in Ljubljana (2023-2024). Er ist der Gründer von SCCA Tamale, Red Clay und Nkrumah Volini - Schwesterinstitutionen, die kulturelle, technisch-wissenschaftliche und künstlerische Programme in Tamale, Ghana, veranstalten.
ist Kurator und Kritiker und lebt in Kumasi, Ghana. Er ist ein wichtiges Mitglied der blaxTARLINES-Koalition. Ohene-Ayeh arbeitet in den Bereichen Pädagogik, Kritik, Kuratieren und Kunst. Er lehrt am Institut für Malerei und Bildhauerei der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) in Kumasi. Er ist unter anderem Ko-Kurator von TRANSFER(S) (2023), der 35. Ausgabe der Grafikbiennale von Ljubljana mit dem Exit Frame Collective (2023-2024) und der 12. Biennale für afrikanische Fotografie (2019-2020).
Ein gemeinsames Werk der in Ghana lebenden Künstlerin Zohra Opoku und The Revival, einer gemeinnützigen Einrichtung für nachhaltiges Design, die mit upgecycelten globalen Textilabfällen aufklärt und Bewusstsein schafft. Für Zohra Opoku ist diese Zusammenarbeit eine Erweiterung einer Serie, die sich mit der Aufdeckung von Zusammenhängen an der Schnittstelle von Handel und Textilien befasst. Zohra Opokus fortlaufende Serie erforscht die angespannte Beziehung zwischen Secondhand-Importen nach Subsahara-Afrika, der modernen afrikanischen Textilindustrie und der traditionellen afrikanischen Kleidung. Gemeinsam zeigen sie eine immersive Installation, bei der alte Textilien im Patchwork-Stil in einer traditionell inspirierten Prozession gezeigt werden.
leiten seit 2020 gemeinsam die Kunsthalle Osnabrück, eine der wichtigsten Plattformen für zeitgenössische Kunst in Norddeutschland. Kuratorisch arbeiten sie mit Jahresthemen, die darauf abzielen thematische Komplexe durch neue künstlerische Produktionen international renommierter Künstler:innen nachhaltig und umfassender zu bearbeiten. Die prozesshaft und interdisziplinär konzipierten Programme der Kunsthalle Osnabrück greifen gesellschaftspolitisch relevante Fragestellungen auf und legen einen expliziten Fokus auf die Einbeziehung gesellschaftlicher Prozesse. Mit ihren experimentellen und sinnlich erfahrbaren Ausstellungen ist die Kunsthalle zu einem Ort des Diskurses und der Geselligkeit geworden.
ist Kurator, Historiker und Leiter der öffentlichen Programmgestaltung am Museum am Rothenbaum - Kulturen und Künste der Welt (MARKK) in Hamburg. Er ist verantwortlich für den experimentellen Projektraum Zwischenraum - A Space Between und das Projekt MARKK in Motion (2018-2023), das Teil der Initiative der Ethnologischen Sammlungen der Kulturstiftung des Bundes ist. Er kuratierte zahlreiche Interventionen und öffentliche Programme. Seine Interessenschwerpunkte reichen von Stadtgeschichte und öffentlichen Infrastrukturen bis hin zu den Verflechtungen von Museums-, Archiv- und Erinnerungspolitik mit zeitgenössischer Kunst.
ist Künstler, Intellektueller, Dichter, Mathematiker und Pädagoge. Er ist Ghanas Schlüsselfigur in der nicht-proprietären Kunst und Mitbegründer von blaxTARLINES KUMASI. Prof. kąrî’kạchä seid’ōu ist eine Schlüsselfigur im Kontext nicht-proprietärer Kunst Ghanas und Mitbegründer von blaxTARLINES KUMASI. Er ist Mentor einer wachsenden Zahl von Künstler:innen, Kurator:innen und Schriftsteller:innen und hat in Ghana mit seiner Praxis eine künstlerische Revolution ausgelöst. Das Thema der 35. Biennale von Ljubljana deckt sich genau mit seinen künstlerischen und politischen Ideen.
ist Historiker und Professor für Europa- und Sozialgeschichte an der Europa Universität Viadrina (Frankfurt an der Oder). Er promovierte mit einer Arbeit über deutsche Kaufleute im Atlantikhandel des 18. Jahrhunderts. Webers Forschungsinteressen gelten auch den Arbeits- und Wohlfahrtsregimen im modernen Europa und der atlantischen Welt sowie den globalen Verbindungen der frühneuzeitlichen Protoindustrien Mitteleuropas. Sein Text Linen, Silver, Slaves, and Coffee: A Spatial Approach to Central Europe’s Entanglements with the Atlantic Economy! (2015) ist einer der wichtigsten Referenztexte für dieses Projekt.