Erst seit relativ kurzer Zeit wird über Antisemitismus in der Gegenwartskunst diskutiert. [Antisemitismus ist ein anderes Wort für die Diskriminierung jüdischer Menschen. Und Gegenwartskunst ist Kunst von heute.] Dabei gibt es Antisemitismus schon sehr lange. Über die Sprache und die Bilder der Kunst wurde der Antisemitismus schon immer verbreitet. Der Film Der Erlösungskomplex (DE, 21:09 min) behandelt genau dieses Thema. Er wurde produziert vom Forum Demokratische Kultur und Zeitgenössische Kunst.
Nach der Filmvorführung wird es ein Gespräch mit den Künstlern und der Kunst- und Kulturwissenschaftlerin Nanne Buurman geben. Eingeladen wurden das Forum Demokratische Kultur und Zeitgenössische Kunst und Nanne Buurman von der Kunsthalle Osnabrück und dem Museumsquartier Osnabrück
Das Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst ist ein Ort für künstlerische Kulturkritik. Gegründet wurde es von den beiden Künstlern Fabian Bechtle und Leon Kahane. In Kooperation mit Kulturinstitutionen produziert das Forum künstlerische Beiträge und Begleitprogramme zu aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten mit besonderem Fokus auf die kulturellen Kontinuitäten des Antisemitismus. Bisherige Aktivitäten des Forums umfassten u.a. die Tagung Antisemitismus als Kontinuität kulturpessimistischer Weltbilder im Neuen Berliner Kunstverein (2018), die Diskussionsveranstaltung um des lieben Frieden willen im Museum der bildenden Künste Leipzig (2019), die Diskussionsreihe Kontinuitäten des Antisemitismus in der Volksbühne Berlin (2019-2021), die Videovorträge Antimoderne Kontinuitäten für das Weserburg Museum für Moderne Kunst in Bremen (2020), die Produktion der Forum Infoclips im Rahmen der Ausstellung I will survive von Hito Steyerl im Düsseldorfer K21 (2020/2021), die Ausstellung Forum TV im Traklhaus Salzburg (2021), der Podcast Antisemitismus im Kunstfeld (2021), die Filmproduktion Freiham/Neuaubing für das Projekt Departure Neuaubing des NS-Dokumentationszentrums in München (2022), die Ausstellung Walhalla to Birkenau in der Kunsthalle Osnabrück (2022) sowie die Filmproduktion Der Erlösungskomplex für die Tagung Von der Kunstfreiheit gedeckt? im Haus der Wannseekonferenz (2023).
Nanne Buurman ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Kunsttheorie an der Universität zu Köln. 2018 bis 2020 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für documenta- und Ausstellungsstudien an der Kunsthochschule Kassel am Aufbau des documenta Instituts und des transdiziplinären Forschungszentrums für Ausstellungsstudien (TRACES) der Universität Kassel beteiligt und hat die Webplattform documenta studien mitbegründet. 2019 leitete Nanne Buurman das Projektseminar in freiheit dressiert // being natural is simply a pose, in dem sie mit Studierenden der Kunsthochschule Kassel die Indienstnahme von Natur und Natürlichkeit durch (neu)rechte Bewegungen und neoliberales Nachhaltigkeitsmarketing kritisch befragte. Die Auseinandersetzungen mit den politischen Ambivalenzen lebensreformerischer Reinigungsbewegungen der letzten gut hundert Jahre mündete in eine Ausstellung in Kassel, die als performatives Gastspiel im Rahmen des Show and Try Again Jubiläumsprogramms des Masterstudiengangs Kulturen des Kuratorischen in der Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig wieder aufgeführt wurde. 2020 bis 2022 co-leitete sie die dis_continuities-Forschungsgruppe zur Erforschung von NS-Kontinuitäten bei der documenta. In diesem Zusammenhang gründete sie mit Kolleginnen aus Leipzig 2020 das hochschulübergreifende Projekt Rechte Kontinuitäten in der Kunstausbildung und an Kunsthochschulen und kuratierte 2021 die Versuchsanordnung wir alle sind gespenster: haunting infrastructures im Kasseler Kunstverein. 2022 organisierte Nanne Buurman im Rahmen der documenta fifteen auf Einladung der Ghetto Biennale Haiti das Projekt g/hosting the past, in dem es um den Umgang mit invisibilisierten völkisch-nationalen und kolonialen Geschichten von Ausstellungen wie der documenta ging. Ihr Beitrag angels of history: gothic gowns/formless forms problematisierte u.a. antisemitische Kontinuitäten in der deutschen Kultur, insbesondere in der documenta (Vor-)Geschichte.