Christian Diaz Orejarena ist Künstler und Kunstvermittler. [Kunstvermittler:innen sprechen mit anderen Menschen über Kunst, zum Beispiel bei Führungen oder in Workshops.]
Seine künstlerische Arbeiten beruht auf Forschung und Geschichte. Sie macht Ungerechtigkeiten, Ungleichheiten und wirtschaftliche Abhängigkeitsverhältnisse sichtbar. Abhängigkeitsverhältnisse zwischen der westlichen Welt und dem Globalen Süden. [Die Länder des Globalen Südens liegen in Afrika, Lateinamerika, Süd- und Südostasien, im Nahen Osten und in Ozeanien. Diese Länder wurden früher Entwicklungsländer genannt. Sie wurden von europäischen Ländern ausgebeutet. Die Folgen dieser Ausbeutung sind bis heute spürbar.]
Christian Diaz Orejarena verbindet Fantasie, Vorstellungskraft und echte Geschichten miteinander. In seinen Comics, Zeichnungen und Videos zeigt er Menschen, die anders sind. Sie passen sich nicht an. Sie wehren sich und stellen sich gegen die Ausbeutung des Globalen Südens.
2021 veröffentlichte Christian Diaz Orejarena seinen Comic „Otras Rayas – Andere Linien“. Dieser beschäftigt sich mit den Verbindungen und Auswirkungen der deutschen Kolonialgeschichte in Kolumbien. Unternehmer aus Deutschland legten damals Handelswege durch Kolumbien an, sodass Europäer:innen das Land besser ausbeuten konnten. Entlang dieser Handelswege werden in dem Comic verschiedene Familiengeschichten erzählt. Auch Christian Diaz Orejarenas eigene Lebensgeschichte. Sein Vater kommt aus der Region Santander in Kolumbien. Dort hat auch der Kaufmann Geo von Lengerke aus Niedersachsen im 19. Jahrhundert große Landflächen erschlossen. Auf den Flächen wurde Chinin abgebaut. Chinin war ein wichtiges Mittel gegen das Malariafieber. Es war damals sehr wertvoll und half, neue Gebiete unter Kontrolle zu bringen. Außerdem baute Geo von Lengerke Straßen und Brücken.
Geisterhafte Masken und Figuren führen durch die Geschichte des Comics. Der Comic zeigt, wie die Vergangenheit noch heute nachwirkt. Wer hat welche Macht über die Wirtschaft in Kolumbien? Wem gehören das Land und die unerschlossenen Wälder? Und was haben deutsche Museen damit zu tun? Für die Kunsthalle Osnabrück hat Christian Diaz Orejarena den Comic zum ersten Mal als begehbaren Raum umgesetzt.
Christian Diaz Orejarena (DE/CO) lebt und arbeitet in Berlin. Zuletzt stellte er seine Arbeiten in „Realities Left Vacant“ im Neuen Berliner Kunstverein (2023) aus und hielt Lecture-Performances unter anderem im Habibi-Kiosk der Münchner Kammerspiele zu seinem Comic-Debut „Otras Rayas – Andere Linien“. Zusammen mit Lara Dade, Christian Limber und Miriam Trostorf bildet Diaz Orejarena das Kollektiv rampe:aktion. Gemeinsam arbeiten sie an den Schnittstellen von Kunst, Sozialer Arbeit, Film und Kunstvermittlung. In den vergangenen Jahren haben sie mehrere Workshops und Filmaktionen durchgeführt zum Beispiel mit dem Neuen Berliner Kunstverein (nGbK). 2024 war Christian Diaz Orejarena für den Neuköllner Kunstpreis nominiert.
Die Ausstellung wird gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Stiftung Niedersachsen und die Egerland Stiftung.